Am nächsten morgen wollten wir dann in Manor House den von Insidern so viel gerühmten Räucherlachs kaufen. Es gab aber keinen, angeblich war's noch zu früh in der Saison.

Sprit fürs Dingi gab es da auch nicht zu kaufen. Dies versetzte unsere beiden Jungs in leichte Panik. Dingi fahren war für sie nach Angeln das schönste hier auf unserer Tour.

Bei Manor House sagte man uns, Dingi Sprit gäbe es in Castle Archdale. Also, nichts wie dahin.

Als wir in den Hafen einfuhren flitzen jede Menge Schlauchboote und lustige Jetskis um uns herum. Wäre ich König von Irland, würde ich Jetskis verbieten oder zumindest nach England verbannen. Und Schlauchbooten, die sinnlos durch die Gegend brettern, würde ich die Luft rauslassen.

Der Public Jetty war ziemlich überfüllt.

Ich zeigte Joki, der am Ruder saß, eine etwas knappe Anlegemöglichkeit hinter einer protzigen Jacht am Privatanleger. Joki nickte und steuerte darauf zu. Eigentlich hat er alles richtig gemacht. Vielleicht ein klein wenig zuviel Speed oder ein klein wenig zu spät den Rückwärtsgang eingelegt, jedenfalls hatte er wohl plötzlich Schiss, auf die Jacht aufzufahren. Ohne Kompromisse machte er nun volle Fahrt zurück. Unser Dingi kam dabei irgendwie schief hinters Boot und wurde vom Heck der Penichette unter Wasser gedrückt. Ich sah, wie es rasend schnell voll lief.

"Stop", schrie ich, "das Dingi läuft voll, stoooppppp!!!" Die Maschine stoppte, das Dingi war gut zu zwei Dritteln voll gelaufen, aber zum Glück nicht abgesoffen. Wir machten dann erst mal die Penichette am Steg fest, dann wurde das Dingi leer geschöpft.
Ich ging derweil mit dem Benzinkanister den Privatsteg Richtung Ausgang. Aber da ging es nicht raus, am Tor hing ein fettes Vorhängeschloss.
Stock sauer ging ich zu meinen Jungs zurück und sagte ihnen, dass wir wieder ablegen und dann doch irgendwo noch am öffentlichen Anleger festmachen müssten.


Wir fuhren dann die Penichette ganz dreist bis kurz vor den Slipway und parkten mit dem Bug in einer kleinen Lücke am Steg.

Ich ging mit dem Kanister zur Zapfsäule und es kam auch direkt ein freundlicher junger Mann und fragte: "Can I help you?", "Yes, we need some fuel", erwiderte ich und reichte ihm den Kanister, welcher dann auch sofort gefüllt wurde. Ich schaute mir die Zapfsäule ein wenig genauer an und fragte mich, ob diese noch von vor dem zweiten Weltkrieg war oder doch erst danach gebaut worden war. Auf jeden Fall gab es in dieser Zapfsäule nur eine Sorte Sprit, soviel war klar. Wenn jetzt nun aus dieser Benzin kam, wo tankten denn dann die ganzen Jachten ihren Diesel, fragte ich mich, denn weit und breit war keine zweite Zapfsäule zu sehen.

Der junge Mann schraubte den Deckel auf den gefüllten Kanister, reichte ihn mir und zeigte auf ein Holzhaus, wo ich anscheinend zahlen sollte. Das Holzhaus war wohl Büro des Hafenmeisters, Andenken-/Getränke- und Eisshop sowie Spritzahl-stelle in einem. Außerdem gab es da tolles Angelzubehör zu kaufen. Mein Blick saugte sich sofort an einem riesigen zweigeteilten Wobbler fest, der in grün und rot schimmerte.

Der Chef im Shop schaute sich den Kanister an, schüttelte den Kopf, sprach dann mit dem jungen Mann irgend etwas Irisches, was ich nicht mal Ansatz weise verstehen konnte und zeigte auf eine große Tonne, die in einem Nebenraum stand. Da war mir dann klar, dass das im Kanister kein Benzin sondern tatsächlich Diesel war, welcher jetzt gerade von dem jungen Mann in die große Tonne im Nebenraum geschüttet wurde.

In bestem Schulenglisch fragte ich dann, wo ich denn nun endlich Sprit fürs Dingi bekäme. Man war sich einig, dass wir dafür nach Kesh fahren müssten. Immerhin gute 90 Minuten Fahrt.

Na ja, was soll's, wir hatten ja sonst nichts zu tun.
 

 

 

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