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Ich
kaufte dann noch den grün-rot schimmernden Monster-Wobbler
("this one is very good for big pikes..."), nahm den
leeren Kanister an mich und ging wieder zurück zu unserem
Boot. Als Niclas hörte, dass wir immer noch keinen frischen
Sprit fürs Dingi hatten, schossen ihm schon fast die Tränen
der Verzweiflung in die Augen.
Wir
mussten also nach Kesh.

Auf
dem Weg dorthin hatten wir dann Gelegenheit über die schier
endlose Weite des Lower Lough Erne zu blicken. Hier waren auch
keine lästigen Schlauchboote und vor allem keine Jetskis
mehr. Eigentlich sahen wir überhaupt keine anderen Boote
mehr.
Der
See gehörte uns.
Die Auffahrt nach Kesh führt
durch ein sehr Kurven reiches idyllisches Flüsschen, die
Fahrrinne noch viel enger als im SEW. In Kesh angekommen
machten wir dann ein ähnliches Anlegemanöver wie in
Belturbert, nur dass diesmal keine Barge quer in der Fahrrinne
stand. Das Manöver klappte jedoch wieder ganz
hervorragend. So, als hätten wir noch nie in unserem Leben
etwas anderes gemacht.
Und wir hatten sogar einen
Zuschauer!
Wir machten uns dann zu viert auf den Weg. Die
Jungs dachten wohl, wo es Sprit gibt, gibt es mit Sicherheit auch
Eis. Auf der Hauptstraße sahen wir weder rechts noch
links eine Tankstelle, also gingen wir in ein Geschäft und
fragten die bidhübsche junge Verkäuferin nach dem
Weg. "Oh, take your left and then it's just a five
minutes walk", sagte sie. Widerwillig rissen wir unsere
Blicke von der irischen Augenweide los und gingen wie uns gesagt
worden war.
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Wir
gingen durch Kesh durch, wir gingen aus Kesh heraus und wir
gingen an grünen Wiesen mit meckernden Schafen vorbei, aber
von einer Tankstelle war erst mal weit und breit nix zu sehen.

Eine
solche erreichten wir dann erst nach fast einer Stunde. Da musste
ich an die bildhübsche junge Verkäuferin denken, wie
sie sich vermutlich nachher schlapp lachen würde, wenn wir
mit hängender Zunge wieder an ihrem Laden vorbei schlurften.
'Touris foppen', heißt das Spiel.
Egal. Die Jungs
hatten jetzt wieder Treibstoff fürs Dingi. Das war die
Hauptsache. Sollte der Ziege doch das Lachen im Hals stecken
bleiben.
Es dämmerte schon ziemlich als wir in Lusty
Beg ankamen. Der Jetty war komplett voll. Bei ablandigem Wind
legten wir dann an einer Privatjacht an.
Nachts um vier
bin ich wach geworden, weil unser Dingi im 20 Sekundentakt an
unsere Penichette donnerte. Der Wind hatte ziemlich aufgefrischt.
Wie lange das schon so ging, wusste ich nicht. Genauso
wenig, ob unsere im Päckchen liegenden Nachbarn von der
Bumserei ebenfalls im Schlaf gestört wurden. Das blieb aber
auch ein Geheimnis, denn am nächsten Morgen legten wir in
aller Frühe noch vor dem Frühstück ab und
starteten zur Seeüberquerung. Frühstück sollte
es erst in Magho geben.
Wir hatten ja schon viele
Schauergeschichten vom Lower Lough Erne gehört, von der
Gefahr bei kräftigen Wind und von zwei Meter hohen Wellen.
Wir
hatten aber Glück. Bei unserer Passage war der See
spiegelglatt.
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