Der Woodford River ist  mit das Atem beraubendste, was ich bisher landschaftlich gesehen habe. Als wir am nächsten Morgen schon ziemlich früh weiter fuhren, fühlten wir uns wie im Paradies.

Ich dachte an die Jungs vom Shannon-Forum. Anonyme Gestalten, ohne Stimme, ohne Gesicht.
Miteinander verbunden nur durch einen Bildschirm zum lesen und eine Tastatur zum schreiben.
Und alle schreiben sie, wie schön dieses Land sei, dass es süchtig mache, und überhaupt, wenn man einmal 'dahin' gefahren sei, wolle man gar nicht mehr woanders hin.
Kann gut sein, dass die Recht haben, dachte ich. Einen von ihnen sollte ich ja auf dieser Tour noch später kennen lernen.

Irgendwann ist der Woodford River zu Ende und mündet in den Erne.
Rechts geht es nach Belturbet, links nach Crom Castle.
Wir fuhren links herum.

Kein Mensch, kein anderes Boot weit und breit zu sehen. Wir legten am verwaisten Jetty von Crom Castle an.
Die Sonne schien und ich sagte zu meinem Sohn: "Komm Junge, wir nehmen das Dingi und gehen auf Hechtfang".

Wir stiegen ins Boot legten eine Schleppangel aus und fuhren mit niedrigster Geschwindigkeit ganz nah am Schilfgürtel entlang. Wir hatten jede Menge Hänger, haben aber keinen Wobbler verloren.

Dafür haben wir aber auch keinen Hecht gefangen.

Nach gut einer Stunde sind wir zurück zum Jetty. Jetzt waren Joki und Niclas dran. Sie fuhren los und schon nach ein paar Minuten hörte ich ihr freudvolles Gejaule.
'Verdammt', dachte ich, 'die haben was gefangen'.
Kurze Zeit später bogen Joki und sein Sohn um die Ecke.
Tatsächlich, sie hatten einen schönen Hecht gefangen. Vielleicht einen guten halben Meter lang und drei bis vier Pfund schwer. Der Gute wurde dann erstmal von allen Seiten fotografiert.

Leider stellte sich heraus, dass er nicht ganz gesund war: der Hecht hatte ein Geschwür an der linken Lende.

Mit Essen war also nix, und frei lassen auch nicht. Joki schickte ihn folglich den Barschen hinterher. Beim Abendessen gedachten wir dem Hecht ergebendst mit einem kräftigen Schluck Paddy.
Gegen zwei Uhr sind wir dann in die Trial Bay gefahren. Hier waren wir mit Udo Vogel aus dem Shannon-Forum verabredet. Dummerweise hatten Udo und ich allerdings keine Uhrzeit ausgemacht.
Weder die Jungs noch ihre Väter haben in der Trial Bay einen Fisch gefangen. Es war wie verhext. Zweieinhalb Stunden sinnloses Blinkern und eine Handvoll prächtiger Maden verheizt.

Aber kein Biss.

Und um fünf war von Udo Vogel auch nichts zu sehen. Also haben wir abgelegt und sind Richtung Belturbet gefahren.
Wie sich später heraus stellte war der Udo mit seinen Leuten kurze Zeit später am Trial Bay Jetty, aber da waren wir, wie bereits gesagt, schon weg.

Die Fahrt nach Belturbet war wieder richtig schön. Die Sonne ging im Westen langsam unter und warf lange Schatten aufs Wasser.

Wir genossen die Landschaft und fuhren dead slow an Anglerstegen und ein paar privaten Marinas vorbei.

Am Public Jetty in Belturbet stand dann eine wunderschöne Barge quer in der Fahrrinne und versuchte irgendwie verzweifelt zu drehen.

 

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