Und es war Niclas, der heute den ersten Fisch landete: ein Mordsbarsch von guten 8cm Länge.

"Ich habe einen", rief er hoch erfreut.

In diesem Moment tauchte auch Matteos Schwimmer unter Wasser.
Ganz klar ein Biss.
Sofort nahm mein Sohn die Angel in die Hand, schrie "ich hab auch einen, ich hab auch eineeeeeen", und schlug die Angel fachmännisch an.

Allerdings muss er dabei noch an die schwer gewichtigen Brassen vom Vortag gedacht haben. Jedenfalls riss er die Rute so schnell und so feste nach oben, dass der kleine Barsch am Haken gar nicht wusste, wie ihm geschah. Er mutierte jedenfalls zum 'fliegenden Fisch', schoss aus ungefähr zwei Metern Tiefe aus dem Wasser und flog im hohen Bogen weit hinter Matteo ins Gebüsch.

Und obwohl der Drill genauso kurz wie der Fisch war, schwoll die Brust meines Sohnes vor lauter Stolz stark an. "Den will ich heute Abend essen", sagte es mit tiefer, rauchiger Stimme, reichte mir die Angel mit dem zappelnden Bärschlein und sprach: "mach du das, ... ich hab jetzt Durst". Sagte es, entschwand im Salon der Penichette und machte sich am Kühlschrank zu schaffen.

'Was wird er jetzt wohl trinken', dachte ich, 'eine Büchse Budweiser, einen tiefen Schluck aus der Paddypulle oder vielleicht doch nur einen Becher Limo?'

Am liebsten hätte ich ja dem kleinen Fisch die Freiheit wieder geschenkt, wollte mich dann aber doch nicht als Memme vor den anderen outen.
Also nahm ich das Fischlein in die linke und den Fischtöter in die rechte Hand, blickte  dem Barsch tief in die Augen, sagte 'sorry, ist nicht persönlich gemeint' und schickte ihn dann waidmännisch korrekt auf direktem Weg ins Nirwana.

 

Die Jungs haben dann  noch eine ganze Reihe von kleinen Barschen gefangen. Aber nur einer musste noch fürs Abendessen ins Gras beißen. Die anderen wurden wieder frei gelassen.

Joki und ich haben derweil den ganzen Haughton's Shore rauf und runter geblinkert.
Aber natürlich nichts gefangen.

Gegen vier Uhr sind wir dann weiter gefahren. Der Fluss hieß jetzt Woodford River und es war eine unglaublich schöne Fahrt durch eine unglaublich schöne Landschaft.

Kein anderes Boot ist uns begegnet.
Der Fluss gehörte uns ganz allein.

Es wurde  langsam dunkel und es begann wieder zu regnen als wir Ballyconell ereichten.  Wir waren schon längst unter der Brücke durch als uns einfiel, dass wir ruhig noch ein wenig Proviant machen könnten.  Also drehten wir knapp 50 Meter vor dem Wehr 'auf dem Teller' um, fuhren zurück und stiegen nach einem perfekten Landemanöver am einsamen Jetty von Ballyconell aus.

Den Supermarkt haben wir sofort gefunden. Es gab noch frisches Brot, frischen Salat und frisches Budweiser. Die Jungs bekamen eine Tüte Choco Pops und eine Tüte Milch.
Da waren wir alle glücklich und machten uns auf den Weg zurück zu unserer Penichette 1120R.

Wir fuhren dann noch durch die Schleuse und machten direkt dahinter auf der linken Seite des Flusses fest für die Nacht. Joki hat dann die Barsche gebraten, die Jungs haben sie aber nicht gegessen. 
Warum auch, es gab ja Choco Pops mit leckerer H-Milch.
Also aßen Joki und ich die Barsche, tranken Budweiser und genehmigten uns einen satten Schluck Paddy.

Das Leben ist schön.

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