HERRENTOUR 2005

 

 

Es war dann kurz nach neun, als wir den Nanni Diesel unseres Cruisers starteten, die Leinen klar machten und dann die Penichette 1120 sanft in die Strömung des Kanals gleiten ließen.

Ich blickte mich noch einmal um und sah die schöne Estelle am Fenster des Locaboat-Büros stehen. Sie lächelte mit ihren strahlend weißen Zähnen und winkte uns freundlich zu.

In zehn Tagen würden wir sie bei der Bootsrückgabe wieder sehen.

Von der Locaboat Marina in östliche Richtung sind es nur ein paar hundert Meter bis zur Ardrum-Lock. Beim Ansteuern dieser ersten Schleuse spürte ich plötzlich ein wenig Nervosität in mir hoch kommen. Würde das erste Anlegemanöver so funktionieren, wie ich es zur Vorbereitung unserer Tour in Gedanken immer wieder durchgespielt hatte?

Ich sah zu Joki nach draußen, wie er da im Nieselregen am Bug stand, die Vorleine in der Hand, bereit, auf den glitschigen Anleger zu springen um das Boot sicher an der eisernen Klampe zu vertäuen.

Der Mann strahlte Ruhe aus. Man sah es ihm genau an: Joki wusste genau was zu tun war. Keine Frage, jeder Handgriff würde sitzen.

Und ich, ich würde das Boot ganz sicher an den Jetty heran fahren.

 

 

 

Ein paar Sekunden später krachte das Boot voll mit dem Heck gegen den Anleger.

'Zuviel gedreht', dachte ich und verkniff es mir laut zu fluchen.

Vier fragende Kinderaugen sahen mich verständnislos an. "Ist ja gut, ist ja gut," sagte ich, "beim nächsten mal klappt es bestimmt besser. Wo ist eigentlich Joki?"

Erschrocken sah ich zum Bug. Aber dort stand niemand mehr. 'Bitte lass ihn nicht ins Wasser gefallen sein', schoss es mir durch den Kopf. 'Wir sind doch gerade erst ein paar Minuten unterwegs, höchstens fünfhundert Meter gefahren. Nicht jetzt schon das erste Opfer. Wie soll ich das nur zuhause erklären?'

"Jokiiii, bist du da?", rief ich  leicht panisch.

"Gut, dass die bei Locaboat so dicke Fender an ihre Boote dran machen," hörte ich eine Stimme hinter mir und drehte mich um.

Da stand mein Kumpel Joki am Heck unseres Bootes und grinste mich breit an. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass unsere Penichette achtern mit perfekten Kreuzschlägen an der Stegklampe vertäut war. Ich drehte meinen Blick zum Bug und sah, dass auch dort das Boot sicher festgemacht war.

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