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Als
uns die Techniker bemerkten, haben die dann schnell weggeguckt.
Uns gegrüßt, zugelächelt oder zumindest nur mal kurz mit dem
Kopf
genickt, hat keiner von denen.
Die haben wohl gedacht, au Scheiße, Kunden, die stellen bestimmt
gleich saudumme Fragen, guck also lieber gar nicht erst hin.
Ich
habe dann erstmal für die Kids zwei Stippruten fertig gemacht, mit
Zehnerhaken und mixed maggots dran.
Es dauerte nicht lange, da hatte Gina
schon den ersten Barsch gefangen.
Da gab's natürlich ein lautes 'Juhu' von uns und Gina meinte dann
mit
verklärtem Blick: 'boah, bin ich stolz'.
Da
haben sich Papa und Mama erst mal weg gelacht.
Um
kurz nach Elf bin ich dann mal zum Locaboat-Büro gegangen.
Die
schöne Estelle mit den strahlend weißen Zähnen stand vor der Tür in
der Raucherecke, quarzte eine Marlboro und lächelte mich
freundlich an.
Drinnen
in der Kommandozentrale saß die Chefin, Rejane, am
Schreibtisch und hackte was in den PC.
Als
sie mich sah, sagte sie freundlich 'hello'.
Ich
fragte sie dann, ob unser Boot vielleicht schon fertig sei, weil da gar
nichts drauf passierte.
Rejane
meinte daraufhin, sie wäre eben auf dem Boot gewesen (häh,
wieso habe ich sie da nicht gesehen?). Das Boot wäre eigentlich
zwar
sauber, die eine Dusche aber nicht. Jedenfalls nicht nach ihrem
Sauberkeitsempfinden. Sie hätte das schon bei der Putzfrau
reklamiert.
Wie, da ist keine Putzfrau auf dem Boot? Ich sag ihr jetzt gleich
noch mal
Bescheid…
Das
tat sie dann auch und kurze Zeit später verschwand eine gute Seele
mit Putzeimer und Aufnehmer auf unserer Cor na Coille.
Um
viertel vor zwölf war dann Mittag für die Putzleute.
Man
traf sich mit vollen Tupper-Dosen auf dem Mäuerchen vor den
Bootsstegen und mampfte leckere Sandwiches.
Nach
einer viertel Stunde wurde dann weiter gearbeitet.
Aber
nicht auf unserem Schiff.
Da
kamen Rejane und die schöne Estelle mit den strahlend weißen
Zähnen mit Checklisten bewaffnet aus dem Büro zum nächsten
Bootscheckrundgang.
Ich
fragte die beiden, ob es nicht möglich sei, wenigstens schon mal die
schriftlichen Formalitäten zu erledigen.
'Oh,
we can do the paper works at two o'clock,' meinte Rejane.
'Why not now?,' versuchte ich erneut
mein Glück.
'Because now we have to do our other
work'.
Nee,
ist klar.
Und
bis zwei Uhr waren es ja auch nur noch knapp zwei Stunden.
Um
nicht weiter lästig zu sein, beschlossen Britta und ich dann noch mal
in den Supermarkt zu gehen. Ich hatte zwar per Fax schon
Lebensmittel
vorab bestellt, aber dabei dummerweise die Position 'Beer'
übersehen.
Und ohne dieses Grundnahrungsmittel wollte ich nicht losfahren.
Zum
Supermarkt hin sind es gerade mal fünf Minuten. Plötzlich hielt ein
dunkler Kleinwagen neben uns an. Aus dem herunter
gekurbelten
Fenster winkte die schöne Estelle mit den strahlend weißen Zähnen
und
rief uns erfreut zu 'your boat is now ready'.
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Klasse,
dachten wir, kauften noch schnell ein Sixpack Budweiser und gingen
zurück zur Marina.
Da
war aber jetzt keiner mehr.
Rejane und die schöne Estelle mit den
strahlend weißen Zähnen und die Herren
Techniker machten wohl gerade ihre wohl verdiente Mittagspause.
Wahrscheinlich dauerte diese bis zwei Uhr,
und dann 'ready for the paper works'.
Aber
da hatte ich mich dann doch ein klein wenig getäuscht, die Mittagspause
war schon ein paar Minütchen vor zwei Uhr zu Ende. Rejane und
ihre Assistentin
kamen in ihren Kleinwagen angerauscht und ich bin dann direkt ins Büro
geeilt.
Rejane
hackte dann alle Angaben, die eigentlich bereits seit meiner Bestellung
und der Bestätigung seitens Locaboat Deutschland bekannt waren, in
den
irischen PC.
Nach ein paar Minuten klickte sie auf 'print',
- da stürzte der Computer ab.
Da
musste erstmal neu gebootet werden.
Dann wurde alles noch einmal von A-Z in
den Blechidioten eingegeben..
Wieder auf 'print'.
Wieder abgestürzt.
Wieder neu gebootet.
Das
Ganze dann noch ein drittes mal, wieder mit 'print' und Absturz, aber
diesmal
ohne booten.
Mittlerweile
genervt, suchte sich Rejane jetzt die guten alten
Schreibmaschinenvordrucke aus ihrem Rollcontainer zusammen.
Da ging dann eigentlich alles ganz fix. Es ließ
sich aber kein Pauspapier finden,
deshalb musste alles zwei mal per Hand geschrieben werden.
Macht nix, bitte jetzt nicht hetzen.
Wir sind ja schließlich in Urlaub.
Später
stellte sich heraus, dass der Fehler im Computer daran lag, dass ich
schon mal im März diesen Jahres bei Locaboat in Irland gechartert
hatte.
Und damals wurde ich bei meiner Abreise
ordnungsgemäß im elektronischen
Buchungsprogramm ausgecheckt.
Und wer weg ist, kann nicht da sein.
Deshalb stürzte der Computer immer wieder
ab.
Dummes Ding.
Kann
natürlich auch sein, dass Locaboat gar nicht damit rechnet, dass ein
Kunde
zwei mal im gleichen Jahr bei denen bucht. Das würde dann auch erklären,
warum die Herren Techniker nicht gegrüßt haben. Die denken
vielleicht: 'lohnt sich
nicht, die Eierköppe sehe ich eh nie wieder...'
Die
Einweisung auf dem Boot dauerte dann nur wenige Minuten, da ich ja alles
noch bestens vom März her kannte. Also wurde alles auf der
Checkliste schnell
abgehakt.
Dann war aber das Dingi nicht da, das ich
bestellt hatte.
Da
meinte der Techniker, wir würden jetzt erstmal eine Probefahrt zur ersten
Schleuse machen, damit er auch sicher sein könne, dass wir das
Schleusenbedienpult richtig bedienen könnten.
Klar, das ist ja auch gar nicht so
einfach.
In der
Zwischenzeit würde dann das Dingi geholt.
Das
Schleusenbedienpult gehorchte mir dann auf Anhieb und als wir zurück zur
Locaboat Marina kamen, stand auch tatsächlich unser bestelltes
Vier-Meter-fünfzig-Dingi-mit-Außenborder da.
Hatten
wir ein Glück!
Schnell banden wir das Dingi an der
Heckreeling fest, und dann ging's auch schon
los.
Um
15:10 Uhr Greenwich Time bogen wir flussabwärts in den
Shannon-Erne-Waterway ein.
Ready
for paradise.
Wie
viele Seiten hab ich jetzt eigentlich gebraucht, um bis hier hin zu
kommen?
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