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'Thomas
hat uns jetzt bestimmt schon für vogelfrei erklärt', sagte ich zu
Lady Bridget.
'Ja,
es gibt keinen Weg mehr zurück', antwortete sie und rieb sich den
rechten Knöchel, den sie sich bei dem Sprung aus dem
Schlossfenster
leicht verstaucht hatte.
Ich
zog mein Hemd aus, tränkte es im kühlen Seewasser und legte Lady
Bridget einen provisorischen Verband an, damit der Knöchel nicht
weiter
anschwoll.
Als
ich ihren Fuß vorsichtig absetzte, griff sie meine Schulter und drehte
mich zu sich herum. Unsere Blicke trafen sich und ein Gefühl von
tiefer
Zuneigung nahm von mir Besitz. Lady Bridget senkte den Kopf zu
mir,
hauchte leise 'danke für alles' und lächelte mich mit dem
schönsten
Lächeln, das ich bisher in meinem Leben gesehen hatte, an.
Langsam
kamen ihre Lippen den meinen immer näher, bis sie sich endlich
berührten und wir uns leidenschaftlich küssten. Sollte Thomas
mich
morgen von mir aus töten, heute Nacht würde ich ihm jedenfalls
allen
Grund dazu geben.
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In
Enniskillen sind die drei Mädels dann im Einkaufszentrum shoppen
gegangen. Sie haben sich regelrecht schick gemacht und wähnten
sich
wieder in der zivilisierten Welt.
Matteo
und ich haben derweil unsere Angelruten klar gemacht.
Da
fing es kräftigst an zu regnen. Ein richtiger Wolkenbruch ist über uns
hernieder gegangen. Halbwegs geschützt saßen Matteo und ich auf
der
überdachten Terrasse unserer Penichette 1120 Cor na Coille.
Normalerweise
beißt ja bei Regen kein Fisch. Aber Matteo hatte noch
eine gute Portion von seinem Anfütterungszeug und die Fische
bissen im
Sekundentakt. Es versteht sich von selbst, dass Matteo - schön im
Trockenen sitzend - die Fische gefangen und gelandet hat. Ich
musste
sie vom Haken lösen und dann wieder vorsichtig ins Wasser zurück
setzen. Das ging so 30 bis 40 mal, ich war dann langsam
aufgeweicht
und Matteo hatte jetzt auch Hunger und wollte dann Fernsehen. Ach,
ist
das für einen Vater ein Glücksgefühl, wenn die lieben Kleinen
glücklich
und zufrieden sind.
Irgendwann
hörte der Regen wieder auf und die Mädels kamen mit vielen
bunten Tüten bepackt von ihrer Einkaufstour zurück.
Gerne
ließ ich mir die ganzen super günstigen Schnäppchen vorführen
und ließ mir gerne auch von Anna erklären, warum sie jetzt auch
noch
diesen Haarreifen unbedingt gebraucht hatte. Die anderen der in
ihrem
Besitz befindlichen waren ja auch bestimmt schon alt und
abgenutzt.
Ähnlich war es bei Brittas Tasche ('Hey, das ist ein super
Rucksack, so
einen habe ich mir schon immmmmer gewünscht!').
Irgendwann
war die letzte Tüte ausgepackt und jedes Teil eingehend
besprochen.
'Matteo', rief ich, 'jetzt sind wir dran mir shoppen'.
'Fahren wir in den Angelladen
und gehen Anfütterzeug kaufen, Papa?'.
'Klar', sagte ich, 'wir fahren
mit dem Dingi hin'.
Männer
sind eben umkompliziert!
Ostern
hatte ich am Cloonatrig-Jetty einen Monsterhecht gehakt, aber es
auch nach einigen Versuchen nicht geschafft, den Burschen auch im
Kescher zu landen. |
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Ich
bildete mir nun ein, dass der Hecht jetzt noch an der gleichen Stelle saß
und
zum finalen Showdown auf mich wartete. Als ich dies Britta
erzählte, fing sie an zu
lachen und meinte nur, ich sei als Mann nicht nur unkompliziert,
sondern wohl
auch ziemlich einfach gestrickt.
Keine
Ahnung, was sie damit gemeint hat.

Als
wir um die Ecke bogen und ich den berüchtigten Anleger erspähte, sah
ich,
dass dort zwei Angler ihre Grundangeln ausgelegt hatten.
Voller
Hektik bin ich denen voll über die Schnüre gefahren, habe in einer
Ruckzuck-Aktion das Boot angelegt, schnell die Rute mit dem
85gr-U-Boot-Blinker
geschnappt, bin an den Anglern vorbei zum Ende des Steges gerannt
und habe
sogleich den Blinker mit vollem Karacho in Richtung der Stelle
gejagt, wo ich
damals den Hecht gehakt hatte.
Ich
war mir hundertprozentig sicher, der Kerl würde noch da sitzen und
sogleich
beim ersten Wurf wieder zuschnappen.
Aber
da hat nix geschnappt.
Dafür
flog mein 85gr-U-Boot-Blinker beim Ausholen verdächtig oft verdächtig
nahe
über den Köpfen der beiden Angler vorbei. Höflich, wie die Iren
nun mal sind, haben
sich die Jungs aber nicht bei mir beschwert, sondern haben es
vorgezogen, eiligst
ihre Sachen zusammen zu packen und so schnell wie möglich das Weite
zu
suchen. 'Crazy Germans', hörte ich mit einem Ohr den einen von
beiden murmeln.
Als
sie weg waren habe ich direkt mit dem nächsten Wurf einen kapitalen
Hänger
gehabt und den 85gr-U-Boot-Blinker, beim Versuch ihn zu lösen, in
den Tiefen des
Ernes verloren.
Egal,
der hatte eh versagt… |
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