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Plötzlich
flog die Tür auf und zwei Wachen, die den Lärm gehört hatten,
kamen ins Zimmer geeilt.
'Überlasst
den Verräter mir, sperrt ihr die Frau in den Kerker', schrie
Thomas wie von Sinnen.
Im
letzten Moment konnte ich dem Schlag eines Schwertes aus dem
Weg gehen. Reflexartig trat ich dem Wachmann in den Bauch, worauf
dieser zu Boden sackte und sein Schwert aus der Hand verlor.
Blitzschnell ergriff ich das Eisen und konnte mich nun dem Kampf
mit
Thomas stellen. Beidhändig wehrte ich mit aller Kraft seine
Schwertschläge ab und bemühte mich meinerseits, Thomas nicht zu
verletzen. Trotz allem war er immer noch mein Freund, mein Bruder.
Aus
dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Lady Bridget sich aus dem
Griff des zweiten Wachposten hatte befreien können. Aus einer
Körperdrehung heraus gelang es ihr sogar, das Schwert des
Soldaten
aus der Scheide zu ziehen und hielt ihm nun die Schwertspitze an
den
Hals, sodass der Wächter zur Salzsäule erstarrte und es nicht
wagte,
sich zu bewegen.
Weitere
Soldaten eilten nun herbei und die Situation wurde für Lady
Bridget und mich immer prekärer.
'Zum
Fenster, Lady Bridget, springt', rief ich Thomas Ehefrau zu. Diese
tat wie ihr geheißen. Kurz hintereinander sprangen wir beide aus
dem
zweiten Stock von Crom Castle. Wir landeten etwas unsanft auf dem
hölzernen Schrägdach eines Pferdestalls. Von da aus rutschten
wir
hinunter, sprangen dann zu Boden und rannten wie aus
Leibeskräften zu
einem nahen Waldstück.
'Ihnen
nach!', hörten wir Thomas oben am Fenster schreien, und der erste
Soldat sprang auch sogleich hinaus auf das Vordach. Dieses gab
aber
unter der Wucht des Aufpralls nach, das Holz splitterte und das
Dach
zerbrach in tausend Stücke und begrub den Soldaten unter sich.
Für
die anderen war es ohne Dach nun viel zu hoch, ebenfalls aus dem
Fenster zu springen. Somit mussten sie erst durchs Haus laufen, um
ins
Freie zu gelangen.
Das
verschaffte Lady Bridget und mir genug Vorsprung, um unsere Flucht
erfolgreich fortzusetzen.
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Wir
erreichten Belleek gegen Mittag und sind dann sogleich in Mickeys
Angelladen gegangen, den ich noch von meiner Herrentour her kannte.
Mickey ist
ein wahrer Gentleman, very british, und immer zu einem Scherz
aufgelegt. Er freut
sich, wenn Deutsche in seinen Laden kommen, dann kann er seine
profunden
Deutschkenntnisse zum Besten geben, was immer wieder für
Erheiterung bei
allen Beteiligten sorgt. Wir erstanden eine Dose bester Regenwürmer
und baten
Mickey dann, uns ein Taxi zu rufen, welches uns nach Smugglers Creek
fahren
sollte. Mickey wählte die Nummer bestimmt ein Dutzend mal, ein Taxi
hat er aber
nicht erreicht. Da sagte er zu uns: 'Wenn es mir nicht gelingt,
Ihnen ein Taxi zu
besorgen, dann fahre ich Sie eben selbst'…
Etwas
verblüfft ob so großer Gastfreundlichkeit stiegen wir wenige Augenblicke
später in seinen Rover ein und fuhren Richtung Meer.
Ich
wollte Mickey die Fahrt bezahlen, aber er wollte das Geld unter keinen
Umständen annehmen. Wenn wir mal wieder in Belleek wären, sollten
wir in
seinen Angelladen kommen und wieder ein paar Würmer kaufen, dann
wäre das
völlig in Ordnung, meinte er, gab jedem zum Abschied freundlich die
Hand und
fuhr dann wieder zurück nach Belleek.
Die
Aussicht vom Smugglers Creek hoch oben über die weitläufige Bucht ist
einfach sensationell. Im Gegensatz zu meinem Osterbesuch war die
Bucht heute
aber ziemlich gut besucht. Eine Vielzahl von Autos und Caravans
parkten im
festen Sand. Britta und mir kam es vor, als wären wir hier mitten
in einen
Wettbewerb um den schönsten und kräftigsten Sonnenbrand geraten.
Krebsrot
saßen sie da zu Hunderten im Sand, spielten Beachball und tobten im
flachen
Wasser.
Und
sie standen in zwei langen Reihen vor einer Fish&Chips Bude.
Da
haben unsere Kinder unisono gerufen: 'Pommes! Wir wollen Pommes!'.
Ja, klar, endlich mal was vernünftiges zu mampfen.
Immer nur
Selbstgekochtes hält ja kein Kind aus. |
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