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Wir
verließen Devenish Island morgens nach dem Frühstück und legten
nach einer guten halben Stunde Fahrt am Anleger von Hay Island an.
Der
Wind hatte stark aufgefrischt und wir sind dann mit unserem Dingi
mit
Vollgas durch die Kabbelwellen nach Manor House gefahren. Ich war
gespannt, ob man da jetzt den vielgerühmten Räucherlachs kaufen
konnte. Als ich Ostern mit Joki da war, hieß es, es sei noch zu
früh im
Jahr und es gäbe noch keinen Lachs. Nun - jetzt war Juli und ich
hoffte,
es sei nun nicht schon zu spät. Chris Noble im Manor House Büro
sagte
uns aber, es gäbe dieses Jahr überhaupt keinen Lachs. Das
mussten wir
ihm glauben, obwohl wir insgeheim vermuteten, dass es den Lachs
eventuell nur für Manor House Gäste gab.
Wir
sind dann am Golfplatz entlang hoch zum herrschaftlichen Hotel und
sind einfach mal ganz dreist hinein gegangen und haben uns alles
angeschaut. Britta war von den zahlreichen antiken Möbeln höchst
beeindruckt. Überhaupt - es war alles sehr elegant und luxuriös.
Die
Gäste im Speisesaal trugen Anzug und Krawatte, die Damen in
schicken
Kleidchen.
Wir
dagegen sahen aus, wie heruntergekommene Boatpeople und haben
uns daher diskret wieder nach draußen begeben, haben noch kurz
die
Marina besichtigt und eine viertel Stunde später starteten wir
den Nanni
Diesel unsere Penichette und sind wieder in See gestochen.
Auf
unserer Seekarte sahen wir, dass es in Inishmacsaint 'Monastic
Ruins' zu besichtigen gab, also sind wir da hin.
Der
Anleger war ziemlich voll und es gab nur noch einen freien Platz
innen in der Ecke des L-Anlegers. Der Wind war mittlerweile
ziemlich
kräftig geworden und wir hatten einiges zu tun, um das Schiff in
die
gewünschte Parkposition zu bringen. Die Leute auf den anderen
Booten
haben uns interessiert zugeschaut. Geholfen hat uns aber keiner.
Hat
aber auch so alles bestens geklappt.

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Als
wir von den Ruinen zurück kamen, war auf dem Steg mittlerweile das
Barbeque-Fieber ausgebrochen. Auf drei separaten Grills bruzzelten
Grillwürstchen, eingelegte Koteletts und frikadellenähnliche
Fleischklopse. Die
Männer einer irischen Großfamilie, die mit drei Privatbooten da
waren, stachen ein
Fünfliterfass Guiness an und begannen nach dem ersten Zuprosten
gleich
irgendwas von 'My old Britannia' oder so ähnlich zu singen, was
dann aber
ziemlich schnell in lautstarkes Grölen überschlug. Die Damen,
alle mit feinstem
Sonnenbrand, lachten hysterisch. Vermutlich erzählten sie sich
irgendwelche
unanständige Zoten.
Britta
und mir war das etwas zuviel Lokalkolorit und wir brauchten uns nur
einmal
kurz anzusehen, um dann wortlos einstimmig zu beschließen,
sogleich weiter zu
fahren.
Bei
einem guten Viererwind sind wir dann durch ein Meer von White Horses
nach
Castle Caldwell gefahren. Als wir die weitläufige Bucht
erreichten, ließ der Wind
nach und wir erreichten den Anleger bei spiegelglattem See. Wir
legten am
vereinsamten Jetty an und fühlten uns zurück im Paradies!
Wir
sind dann zum Schloss hoch spaziert und fanden eine völlig zugewucherte
Ruine vor, die man aus Sicherheitsgründen nicht betreten durfte.
Wir waren
trotzdem sehr beeindruckt von der Urgewalt der Natur. Gina fragte,
ob da drin
Dornröschen schlafen würde.
'Ja',
sagte Anna, 'bestimmt. Pass auf, gleich kommt der Prinz vorbei, schlägt
die
ganzen Dornen entzwei und küsst sie wach'.
'Stimmt
das, Mama?', fragte Gina beeindruckt.

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