* * *

 Wir verließen Devenish Island morgens nach dem Frühstück und legten
 nach einer guten halben Stunde Fahrt am Anleger von Hay Island an. Der
 Wind hatte stark aufgefrischt und wir sind dann mit unserem Dingi mit
 Vollgas durch die Kabbelwellen nach Manor House gefahren. Ich war
 gespannt, ob man da jetzt den vielgerühmten Räucherlachs kaufen
 konnte. Als ich Ostern mit Joki da war, hieß es, es sei noch zu früh im
 Jahr und es gäbe noch keinen Lachs. Nun - jetzt war Juli und ich hoffte,
 es sei nun nicht schon zu spät. Chris Noble im Manor House Büro sagte
 uns aber, es gäbe dieses Jahr überhaupt keinen Lachs. Das mussten wir
 ihm glauben, obwohl wir insgeheim vermuteten, dass es den Lachs
 eventuell nur für Manor House Gäste gab.

 Wir sind dann am Golfplatz entlang hoch zum herrschaftlichen Hotel und
 sind einfach mal ganz dreist hinein gegangen und haben uns alles
 angeschaut. Britta war von den zahlreichen antiken Möbeln höchst
 beeindruckt. Überhaupt - es war alles sehr elegant und luxuriös. Die
 Gäste im Speisesaal trugen Anzug und Krawatte, die Damen in schicken
 Kleidchen.

 Wir dagegen sahen aus, wie heruntergekommene Boatpeople und haben
 uns daher diskret wieder nach draußen begeben, haben noch kurz die
 Marina besichtigt und eine viertel Stunde später starteten wir den Nanni
 Diesel unsere Penichette und sind wieder in See gestochen.

 Auf unserer Seekarte sahen wir, dass es in Inishmacsaint 'Monastic
 Ruins' zu besichtigen gab, also sind wir da hin.

 Der Anleger war ziemlich voll und es gab nur noch einen freien Platz
 innen in der Ecke des L-Anlegers. Der Wind war mittlerweile ziemlich
 kräftig geworden und wir hatten einiges zu tun, um das Schiff in die
 gewünschte Parkposition zu bringen. Die Leute auf den anderen Booten
 haben uns interessiert zugeschaut. Geholfen hat uns aber keiner. Hat
 aber auch so alles bestens geklappt.

 



 Als wir von den Ruinen zurück kamen, war auf dem Steg mittlerweile das
 Barbeque-Fieber ausgebrochen. Auf drei separaten Grills bruzzelten
 Grillwürstchen, eingelegte Koteletts und frikadellenähnliche Fleischklopse. Die
 Männer einer irischen Großfamilie, die mit drei Privatbooten da waren, stachen ein
 Fünfliterfass Guiness an und begannen nach dem ersten Zuprosten gleich
 irgendwas von 'My old Britannia' oder so ähnlich zu singen, was dann aber
 ziemlich schnell in lautstarkes Grölen überschlug. Die Damen, alle mit feinstem
 Sonnenbrand, lachten hysterisch. Vermutlich erzählten sie sich irgendwelche
 unanständige Zoten.

 Britta und mir war das etwas zuviel Lokalkolorit und wir brauchten uns nur einmal
 kurz anzusehen, um dann wortlos einstimmig zu beschließen, sogleich weiter zu
 fahren.

 Bei einem guten Viererwind sind wir dann durch ein Meer von White Horses nach
 Castle Caldwell gefahren. Als wir die weitläufige Bucht erreichten, ließ der Wind
 nach und wir erreichten den Anleger bei spiegelglattem See. Wir legten am
 vereinsamten Jetty an und fühlten uns zurück im Paradies!

 Wir sind dann zum Schloss hoch spaziert und fanden eine völlig zugewucherte
 Ruine vor, die man aus Sicherheitsgründen nicht betreten durfte. Wir waren
 trotzdem sehr beeindruckt von der Urgewalt der Natur. Gina fragte, ob da drin
 Dornröschen schlafen würde.

 'Ja', sagte Anna, 'bestimmt. Pass auf, gleich kommt der Prinz vorbei, schlägt die
 ganzen Dornen entzwei und küsst sie wach'.

 'Stimmt das, Mama?', fragte Gina beeindruckt.

 

 

 

 

 

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