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Innerhalb kurzer
Zeit brannte das ganze Schloss.
Thomas und seine
Männer nutzten die Verwirrung und griffen mit ihren
Schwertern an. Mit brutaler Gewalt erschlugen sie jeden, der sich
ihnen in
den Weg stellte. Ich eilte Sir Richard zu Hilfe, der sich im Kampf
mit vier
Soldaten befand. Vereint gelang es uns schnell, die Angreifer zu
besiegen.
Und dann stand Er
vor mir.
Blanker Hass
sprühte aus seinen Augen als sich unsere Blicke trafen.
Zeitgleich hoben wir unsere Schwerter und hieben mit größter
Kraft den
blanken Stahl auf einander ein. Thomas war immer noch stärker als
ich
und auch ein paar inch größer. Dafür war ich aber wendiger und
weitaus
flinker in meinen Bewegungen.
Und als ich plötzlich ausrutschte und zu Boden fiel, war es eben
dieser
Wendigkeit zu verdanken, dass ich mich dem tödlichen Stich durch
Thomas Schwert in letzter Sekunde entziehen konnte. Noch im
Wegrollen
trat ich gegen Thomas rechtes Bein. Er verlor das Gleichgewicht
und
stürzte vornüber auf mich zu. Reflexartig hob ich mein Schwert,
in welches
Thomas mit voller Wucht fiel.
Die scharfe Spitze durchbohrte Thomas Brust und kam am anderen
Ende
auf seinem Rücken wieder heraus. Mit großen Augen voller
Überraschung
starrte Thomas mich an. Sein Körper zuckte noch ein letztes Mal.
Dann
schloss er für immer die Augen.
Mein ehemals bester
Freund, mein Blutsbruder, war tot. Trauer überkam
mich und angewidert warf ich mein Schwert weg.
Während das
Schloss immer noch lichterloh brannte, machte sich schnell
die Nachricht kund, dass Thomas Cromwell im Kampf gestorben sei.
Die Soldaten
beendeten augenblicklich ihre Kämpfe und legten die
Schwerter nieder.
Als die Sonne wenig
später im Osten aufging, war das Schloss bis auf
seine Grundmauern abgebrannt.
Crom Castle war
für immer zerstört.

***
Schweren Herzens
legten wir am nächsten Abend in der Locaboat-Marina
zum letzten Mal mit unserer Penichette an. Unsere erlebnisreiche
Fahrt
ging zu Ende. Bis auf Annas Ohrentzündung sind wir alle wieder
wohlbehalten zurück gekommen.
Hunderte Fotos
haben wir gemacht, die meisten von unseren Kindern mit
irgendwelchen Katzenjungen oder Bobtail Welpen.
Britta hat zum
ersten Mal in ihrem Leben Whiskey getrunken und der hat
ihr sogar so gut geschmeckt, dass wir fortan täglich ein
Gläschen
zusammen gekippt haben.
Matteo hat wieder
den halben Erne leer gefischt.
Gina ist fest
überzeugt, sie könne jetzt perfekt 'irländisch' sprechen ('hallo
heißt auf irländisch nämlich hello!').
Anna hat sich als
erste getraut, im Erne schwimmen zu gehen, und hat
dabei sogar einen Fisch gefangen - mit der Hand!
Und ich?
Ich würde gerne irgendwann wieder hierher kommen.
Und am liebsten wieder mit der ganzen Familie!
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'Ich gebe Euch
hiermit meinen Segen', sprach Sir Richard zu Lady Bridget und
mir. 'Und ich erlaube Euch, ein neues Schloss zu bauen. Und dieses
soll stehen
neben der jungen Eiche, die ich für Euch gepflanzt habe und die
Euch bis an Euer
Lebensende begleiten soll'.
Und dann erhob Sir
Richard sein Glas und sprach: 'Und nun erlaube ich Euch, die
Braut zu küssen'.
Und unter dem Jubel
aller Anwesenden tat ich, wie mir geboten war.
***
'Papa?'.
'Ja'.
'Ist die Gute-Nacht-Geschichte
jetzt zu Ende?'-
'Ja, jetzt ist sie zu Ende'.
'Die war aber manchmal ganz
schön gruselig, die Geschichte'.
'Ja, schon, manchmal war sie ein
bisschen gruselig'.
'Ich fand am besten, wie die
unter den Booten getaucht sind'.
'Ich fand am besten, wie die
gekämpft haben'.
'Ich fand am besten, wie die sich
geküsst haben'.
'Iiiihhhh, küssen ist ja
ekelhaft'.
'Papa?'.
'Ja'.
'Erzählst du in unserem
nächsten Urlaub wieder so eine Gute-Nacht-Geschichte'.
'Ja, wenn ihr wollt, mal sehen'.
'Wohin fahren wir denn in unserem
nächsten Urlaub?'.
'Weiß noch nicht. Soll Mama entscheiden. Vielleicht nach Italien?'.
'Au ja, nach Italien!'.
'Was erzählst du uns denn dann
für eine Geschichte?'.
'Mal sehen, vielleicht über
Leonardo oder was von der Mafia.
Jetzt aber Augen zu, morgen müssen wir
ganz früh raus!'.
***

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